
312 Seiten, Klappenbroschur, 1. Auflage 2023
ISBN 978-3-948442-90-3
Herausgeberin: Christl Kiener
KIENER VERLAG München
Unter offenem Himmel auf einer Fahrt im Zug nach Goriza, während Mitreisende Gespräche führen, eine Wirtschaftskrise für Verwirrung sorgt, die Landschaft vorbeisaust und ein blaues Lastauto die Reisende am Ende in ein anderes Land bringt.
Unter offenem Himmel führt ein Spaziergang in Erinnerungsbereiche und zu Fragen wie es beim Anblick des Herrn Honigmann sein kann, dass dieser direkt zu Bildern der Kindheit führt.
Unter offenem Himmel wird versucht, eine Liebe zu retten, einer Umarmung zu entkommen, in einem Tempelchen zu verweilen, Blicke aus dem Fenster einer Liebe nachzueilen und nachzusinnen, wohin die junge Frau mit den Seidenstrümpfen verschwunden sein mag.
Unter offenem Himmel möchte man das Bild im Spiegel der Landschaft auf den Wegen durch das Land erkennen, dem Rumpelstilzchen die Schau stehlen und Balance finden an einem Tag, um zu verweilen und das Bild, das du erkennst mit dem vergleichen, das du in dir trägst, während du Schritt für Schritt wiederfindest, was niemals verloren ging.
Was ist Fiktion, was ist Spiel, was kommt aus der Erinnerung, was ist Realität, was entsteht aus Geschichten und was ist pure Phantasie.
Dreizehn poetische Texte, Kostbarkeiten – ein wahres Schatzkästchen. Die eindringliche Sprache der Autorin löst Bilder in einem aus und eigene Erinnerungen. Philosophische Betrachtungen ohne Wissenschaftslast, auch sanfte Selbstironie und melancholischer Humor laden zum Lesen ein.
Rezensionen, Lesermeinungen
Dr. Elvira Kober über "Am Ende den Ort wechseln" (Irshaid) Zum Jahreswechsel kann ich mir keine bessere Lektüre vorstellen. Die Texte ziehen einen förmlich sogmässig hinein in die Lektüre. Man möchte das toll gestaltete, sehr gut in der Hand liegende, Buch nicht mehr loslassen und liest und liest und liest: GENIAL
Petra Zimmermann über "Am Ende den Ort wechseln" (Karin Irshaid) Von Anfang an hat mich die Sprache der Autorin in den Bann gezogen. Die Lektüre eines Textes wie „Innehalten“ – um nur ein Beispiel unter den dreizehn in diesem Band vereinigten Prosadichtungen herauszugreifen – ist ein ästhetischer Genuss wie das Anhören einer klangvollen Symphonie oder das Betrachten eines farbenprächtigen Gemäldes. Plötzlich sieht man die Welt anders und nimmt Dinge wahr, die früher nicht die Wahrnehmungsschranke passiert hätten – Klänge, Farben, Sprachnuancen, Zwischentöne.
Eines jener Bücher, in die man immer wieder eintauchen möchte und aus denen man verändert wieder heraustritt, mit neuem Blick für die zarte, melancholische Schönheit, die auch die ernsten, in den Prosadichtungen berührten Lebensthemen umgibt.
Albert Lange (Gründer und langjähriger Inhaber der Buchhandlung ‘Kafka & Co.‘ Detmold)
Nein, lineares Schreiben ist ihre Sache nicht, und creativ-writing-Seminare wären ihr vermutlich ein Graus: Die Schule des Schreibens der Malerin und Autorin Karin Irshaid ist das Sehen, das genaue Hinsehen und wahr-nehmen der Dinge und der Zeit. Die assoziative Bildlichkeit ihrer Sprache, fast beiläufig und spielerisch in die kleine Form meist kurzer Sätze geordnet, folgt Erinnerungsspuren wie einem verschwiegenen Bachlauf, der Umwege nimmt durch sonnenbeschiene Wegränder, steinige Strudel und sandige Untiefen, um frei (oder befreit?) an sein Ziel zu gelangen. Ja, ein Ziel ist dem „pastellfarbenen“ Schreiben der Autorin inhärent – allerdings nicht im Sinne eines „Plots“ auf den letzten Seiten, sondern einer Lebensreise, die ihre Erfüllung sucht und finden will. Der neue Erzählband von Karin Irshaid, dessen erster Texttitel „Orte hinterlassen Spuren“ fast programmatisch für diese geglückte Textsammlung sein könnte, lagert Impressionen, Erinnerungsspuren, Tagträume und Ersehntes übereinander und löst diese Schichten vorsichtig ab, um an den Ursprung, den Anfang, zu gelangen. Wir Lesende sind eingeladen, diesen intimen Suchbewegungen der Traumbilder und Impressionen zu folgen (dies möglichst ohne die nutzlose Frage, was autofiktional oder dem „lyrischen Ich“ geschuldet sei). Die unaufdringliche Leichtigkeit, mit der Irshaid auch Schweres erzählt oder andeutet – der fehlende und dann fremde Vater in Kriegsgefangenschaft, Mutters weißes Gesicht, Anspielung an Hölderlins im Winde klirrende Fahnen … unvergessliche Kindheit, die Intensität der kleinen Dinge, erstmalig erlebt, später auch Dramen, die das Leben bereithält – Karin Irshaid erzählt davon, diese prägenden Orte und Zeiten reisend im Kopf oder Zug wieder aufzusuchen und nach ihrer Wahrheit zu befragen. Mit der lyrischen und plastischen unabgenutzten Bildhaftigkeit dieser Suchbewegungen läßt sich ihre freundliche Nähe zur umgebenden Natur und den menschlichen Begegnungen mitlesen: Der Tonfall einer Sarah Kirsch wird erinnerlich, die (im Buch erwähnte) Droste, die Bildhaftigkeit Johannes Bobrowski oder der genaue Blick eines Wilhelm Genazinos, der ebenso vermeintlich unscheinbar-Alltägliches durch genaue Beschreibung sichtbar machen konnte. Irshaids Formmaß und Sprachmelodie ist die souveräne Subjektivität der Erzählerin. Deren Macht spiegelt eindrücklich das Langgedicht In meinem Gedächtnis wohnst Du, indem der unendliche Schmerz eines Liebesverlustes seinen poetischen Ausdruck findet. Ein Buch, das auch beim zweiten Lesen Entdeckungen und Erkenntnisse für uns Lesende bereithät. Die große Reise dieser Künstlerin ist noch nicht zu Ende – zu hoffen ist eine baldige Wiederbegegnung.
