Am Ende den Ort wechseln Der Horizont hat Flügel | Roman
253 Seiten, Klappenbroschur, 1. Auflage 2025
ISBN 978-3-948442-89-7
Herausgeberin: Christl Kiener
KIENER VERLAG München


Der Horizont hat Flügel, wenn wir ihn verlassen.
Und unser Blick ins Weite zerstreut den Irrtum.
Paul Éluard.




Zufälle sind voller Zauber.

An einem heißen Augusttag auf einer spanischen Ferieninsel beginnen sich die Wege dreier Frauen miteinander zu verbinden. In der flirrenden Hitze, die das Tempo vorgibt, werden Geschichten erzählt oder erfunden, Erinnerungen geteilt und Ereignisse gemeinsam erlebt. Mutig werden richtungsweisende Entscheidungen getroffen. Über allem schwebt die Frage: Sind es Fügungen des Schicksals, die die Schritte lenken? Denn nur einige Minuten Verspätung, ein paar Zugeständnisse oder die Müdigkeit am Abend hätten genügt, die Geschehnisse in eine andere Richtung zu lenken.

Ein schillernder, sinnlicher, kunstvoll verflochtener Roman über drei Frauen aus unterschiedlichen Generationen, die in ihren individuellen Lebenssituationen mit den elementaren Fragen des Lebens, Liebe und Freundschaft, Verlust und Neubeginn konfrontiert werden und den Mut aufbringen, Altes hinter sich zu lassen und neu zu beginnen.

Ein Tag, der alles verändern kann. Was, wenn wir ihn verpassen!


Rezensionen, Lesermeinungen

Albert Lange (Gründer und langjähriger Inhaber der Buchhandlung ‘Kafka & Co.‘ Detmold)
Welche Literatur in unseren dramatisch lauten Zeiten hat Worte und Wahrnehmung für die Poesie und Dramatik der kleinen Dinge, die täglich irgendwo und irgendwem geschehen und nahekommend dann überwältigend groß und beherrschend werden? Eher ist sie zu finden an den Rändern eines routinierten Literaturbetriebs, der oft von Creative-Writing-AbsolventInnen, Literaturagenten und Events getrieben scheint: Ohne „Spannungsbogen“ im Text und Bezugnahme auf prominente AutorInnen im Klappentext scheint vieles auch bei etablierten Literaturverlagen ins Hintertreffen zu geraten. Dabei entsteht viel Neues und Kreatives gerade an den Rändern der großen Maschine Literatur.
Die bei München lebende Malerin und Autorin Karin Irshaid hat im Kiener Verlag mit „Der Horizont hat Flügel“ einen neuen Roman vorgelegt, der wie in ihren früheren Prosawerken und Dichtungen leise und leichtfüßig und beredt vom „alltäglichen“ Leben und dessen Zauber erzählt. Wieder in ihrem vertraut-eleganten und lyrischen Stil, der Begegnungen, Reflexionen, Stimmungen und Naturbeschreibungen trefflich in Schilderungen einfängt, die Bilder zum Erzählten entstehen lassen und nachwirken. Auf der Bühne der Ereignisse: Drei Frauen verschiedener Generationen mit ihren spezifischen, sehr unterschiedlichen und zeitbedingten, Lebensgeschichten treffen und finden sich in der flirrenden Sommerhitze einer spanischen Urlaubsinsel. Jede trägt die ‚abgelebte‘ Vergangenheit mit sich, die ins Jetzt hineinreicht, aber nicht überlagern soll. Sie hadern nicht mit dem Vergangenen, sondern leben gelassen und reflektierend einer Zukunft entgegen, wissend, dass diese geschehen und bejaht werden wird. Reflexionen, Rückblenden und Ereignisse fließen und lenken das Geschehen, dem die Frauen Raum für Entwicklung geben. Beschrieben wird also ein schwebendes ‚Zwischen‘ nach einer prägenden Lebensphase, die nun in eine neue mit eigenen Spielregeln mündet, die sich erst nach und nach konturieren. Diese Haltung eines (immer mehr) selbstbestimmten und gelassenen Geschehen-lassen weiß um das Unvorhersehbare des Kommenden, künftiger Lebenswendungen. So wie der nachlassende Schmerz des Liebensverrats, dem sich die Ich-Erzählerin ausgesetzt sieht, den Weg zu Neuem eröffnet – auch durch die Begegnungen mit Anderen und deren Lebensgeschichten. Im Bild gesprochen: Das Leben? Eine Reise durch die persönliche Zeit, die sich manchmal dehnt, stillzustehen scheint oder sich rasch vorwärts beschleunigt oder auch als Flash unerwartet zurückschleudert. Man kann, so lese ich dieses empfehlenswerte Buch, sein Leben nicht planen, aber es annehmen und damit den eigenen Rhythmus finden. Gerade durch den Verzicht auf kämpferische Tonlagen zeigt es emanzipative Souveränität.